Meine Trauer ist meine Trauer ist MEINE Trauer
Wer trauert, hat etwas verloren – Menschen oder Dinge, die wichtig waren, manchmal das ganze Leben ausfüllten. Und nun ist dort Leere und ein Verlust, der nicht zu ändern ist. Wir Menschen haben unsere eigenen Strategien entwickelt, mit diesen schwierigen Situationen umzugehen.
Manche funktionieren, machen einfach weiter, weil die äußeren Umstände es erforderlich machen als Eltern für die eigenen Kinder, als verantwortliche Mitarbeiter*in im Unternehmen, als Menschen mit einer Aufgabe.
Wer immer schon offen über seine Gefühle sprechen konnte, dem fällt es leichter, auch über die eigene Trauer zu sprechen, eher introvertierte Menschen erleben die Gefühle oft sehr stark, können oder wollen sie aber nicht mit anderen teilen.
Meine eigene Erfahrung
Als Norbert starb, der Mann, mit dem ich so viele Jahre zusammen war, habe ich in der Zeit davor meine Trauer ganz bewusst beiseitegeschoben. „Ich gehe mit dir, bis der Tod uns scheidet, danach werde ich mich um mich kümmern.“ Typisch für mich und viele, die gelernt haben, ihre Gefühle zu kontrollieren. Auch wenn sich das etwas merkwürdig anhört: Diese Fähigkeit hat mir geholfen weiterzuleben, aber auch, aktiv zu trauern. Ich habe nach seinem Tod oft beim Autofahren geweint, auf dem Weg zur Arbeit, im Wald, beim Spaziergang und mehr als einmal habe ich meinen Schmerz herausgeschrien, was in unserer Kultur nicht so üblich ist, aber mir sehr geholfen hat.
Je häufiger ich mich der Erinnerung gestellt habe, dem „Nie wieder…“, desto kürzer und geringer wurde der Schmerz. Allerdings ist diese Erkenntnis deutlich leichter zu tippen als auszuhalten, verläuft in Wellen und dauert oft lange – bei mir mehr als fünf Jahre.
Ideen für die Praxis
Versuchen Sie, Ihre Trauer auszudrücken – nicht nur zu erleiden. Wenn möglich, sprechen Sie mit anderen Menschen darüber, laden Sie Freundinnen oder Freunde, die gut zuhören können, zu einem Spaziergang oder zu sich nach Hause ein und reden Sie darüber, wie es Ihnen geht.
Oder schreiben Sie Ihre Gefühle auf, malen ein Bild oder gestalten eine Skulptur oder Collage – was sich anhört wie Schule und Kindergarten hilft Ihnen, dem Schmerz einen Ausdruck zu verleihen und ihn dadurch kontrollierbarer zu machen. Probieren Sie es einfach einmal für sich aus.
Schauen Sie im Internet nach Angeboten für Trauernde. Von Trauerreisen über Trauer-Cafés bis zur Trauerbegleitung gibt es in den letzten Jahren immer mehr Angebote. Dort finden Sie vielleicht Ihren ganz persönlichen Weg durch die Trauer.
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