Gegen Trauer hilft nur trauern
Als ich diesen Satz zum ersten Mal hörte, war ich gerade selbst voller Trauer .„Na, schönen Dank für diesen Spruch,“ dachte ich, „was soll denn daran hilfreich sein?“
Ich wollte mich nicht so intensiv erinnern, denn dann kam das „Nie mehr werden wir gemeinsam…“.
Und dennoch weiß ich, dass dieser Satz stimmt. Denn nur wenn wir aktiv trauern, können wir den Schmerz über den Verlust Schritt für Schritt in liebevolle Erinnerungen wandeln. Daher sollten Menschen, die Trauern, sich ihrer Trauer stellen – sollen weinen, schreien, wüten – allein oder mit anderen. Trauern heißt: Nicht vergessen, nicht verdrängen, den Schmerz annehmen.
Aktiv trauern heißt aber auch: Ich steuere meine Trauer – entscheide mich dafür eine Zeit lang – dann beende ich sie. Auch so ein leicht geschriebener Satz, der aber nach einer Zeit funktionieren kann.
Meine Idee für Sie:
Versuchen Sie einmal, ob dies für Sie ein Weg sein könnte: Nehmen Sie sich Zeit. Zünden Sie sich zu Beginn eine Kerze an. Spielen Sie die Lieblingsmusik des oder der Verstorbenen oder nehmen Sie ein Bild. Geben Sie sich der Erinnerung hin, lassen Sie alle Gefühle zu, bis Sie innerlich ganz leer sind. Zum Schluss blasen Sie die Kerze bewusst aus und tun sich etwas Gutes – trinken Sie einen Kaffee/ Tee oder belohnen sich mit einer Süßigkeit oder was immer Sie glücklich macht.
Wiederholen Sie dieses Ritual ruhig eine Weile – so geben Sie Ihrer Trauer Raum und Zeit und begrenzen Sie gleichzeitig. Allein im Wald zu wandern ist auch eine gute Möglichkeit. Wichtig ist, dass Sie für sich sind und einen bewussten Anfang und ein bewusstes Ende setzen – beim Waldspaziergang könnte dies ein Gegenstand sein, den Sie zur Erinnerung bewusst in die Hand nehmen und zum Abschluss wieder in die Tasche stecken.
Interessantes zum Weiterlesen
Als Trauerbegleiterin bleibt es nicht aus, dass ich immer wieder über dieses Thema lese. Eine Erkenntnis dabei: Die guten Bücher über Trauer altern nicht! So schreiben Marie-Luise Bödiker und Monika Theobald 2008 aus ihrer Erfahrung in der Hospiz-Arbeit: „Trauern kann auch ein aktives Gefühl sein – wir müssen sie nicht erdulden.“
Marie-Luise Bödiker / Monika Theobald, Trauer-Gesichter, Praxisforschung Trauer, Hospiz-Verlag Wuppertal, 2008